5 Mythen über E-Learning – und warum sie falsch sind
Ob in der Bahn, an der Supermarktkasse, im Wartezimmer beim Arzt: Überall schauen sich Menschen Videos auf Ihren Handys an. Aber was genau gucken wir uns an?
Wir schauen uns Lernvideos, sogenannte Tutorials, an! Und das häufiger als Sie vielleicht glauben. „How to“-Suchanfragen, beispielsweise auf YouTube, wachsen jedes Jahr um 70 % (Google Data, Q1 2014–Q1 2015, U.S.). Tutorials zeigen uns, wie man einen Motivkuchen backt, Reifen wechselt, den Garten umgestaltet oder auch Französisch lernt. Wir lernen also permanent, nebenbei – lebenslanges Lernen lässt grüßen.
Auf der Arbeit angekommen wird unsere natürliche Wissbegierde ein wenig ausgebremst. Lernen ist meist nur über Präsenzschulungen möglich – die Zustimmung vom Vorgesetzten vorausgesetzt. Ist diese Hürde überwunden, kann der Schulungstermin kommen, häufig allerdings erst Wochen oder sogar Monate später. Und ausgerechnet am Schulungstag geht’s Ihnen dann so schlecht, dass Sie krankheitsbedingt absagen müssen. Vielleicht ahnen Sie bereits, worauf ich hinauswill:
„Mit E-Learning wäre Ihnen das nicht passiert!"
E-Learning – viel besser als sein Ruf
E-Learning ist aus der betrieblichen Weiterbildung heute nicht mehr wegzudenken. Die Anforderungen durch beispielsweise neue Gesetze, Richtlinien oder Erkenntnisse in der Medizin steigen ständig – sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Der Druck, dem Fortbildungsbedarf gerecht zu werden, ist groß. Dank der Digitalisierung ist der Einsatz elektronischer Lernformate zunehmend ohne Probleme möglich. Und trotzdem gibt es weiterhin Vorbehalte. Zu Unrecht, wie ich finde, denn E-Learning ist besser als sein Ruf. In diesem Artikel wiederlege ich einige der größten Mythen zum Thema E-Learning – vielleicht kommen Ihnen die Aussagen bekannt vor?
Mythos 1: „E-Learning ist viel günstiger als Lernen in Präsenz."
Der Einsatz von E-Learning, insbesondere das Betreiben einer eigenen Lernplattform, kostet viel Zeitund Geld. Zugänge zu solchen Systemen sind häufig lizenzgebunden, sodass bei vielen Mitarbeiternschnell eine große Summe zusammenkommt. Zumal auch die eigentlichen Lernmodule im Einkaufsehr teuer sind. Gerade in der Konzeption und Drehbucherstellung steckt sehr viel Arbeit. Preislichgünstiger kann das E-Learning damit eigentlich nur über die Zeit werden, denn, einmal gekauft, kannes zur Auffrischung jährlich wiederholt werden. Wirklich unschlagbar günstig sind jedoch dieRahmenbedingungen von E-Learning: Es muss kein spezieller Raum oder Trainer gebucht werden.Das Absolvieren ist auch im Schichtbetrieb möglich. Es ist orts- und zeitunabhängig nutzbar.
Mythos 2: „E-Learning eignet sich nur für junge Mitarbeiter.“
Das Alter ist nicht der ausschlaggebende Faktor. Es ist vielmehr das Interesse, sich mit neuen Themen zu beschäftigen. Das hat auch schon der große Philosoph Sokrates erkannt, für den Veränderungen zum Leben fest dazu gehörten: “Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.”. Die Bereitschaft zum Lernen muss da sein, sonst kann auch das beste E-Learning nicht zum Lernerfolg führen.
Aber nicht nur die Bereitschaft muss da sein, ein weiterer Erfolgsfaktor ist das “Kennen” der jeweiligen Zielgruppe. Ist sie computeraffin? Falls nicht, müssen Bedienhilfen und intuitive Steuerungselemente eingebaut werden, die auch Computer-Neulingen den Einstieg erleichtern.
Mythos 3: „Ich komme während der Arbeit sowieso nicht dazu.“
Wie mit allen Dingen im Leben – man muss sich die Zeit dafür nehmen. Am besten vereinbart man einen Termin mit sich selbst. Blocken Sie sich beispielsweise eine Stunde am Freitagnachmittag und nutzen Sie diese ausschließlich für das Thema Weiterbildung. Machen Sie dies ruhig offiziell im Kalender – die Kollegen sollen sehen können, dass Sie für diese Stunde nicht verfügbar sind.
Übrigens, im Privatleben haben wir ähnliche Herausforderungen. Nehmen wir an: Sie haben sich zum Rückenfit-Kurs angemeldet. Sie gehen allerdings nur selten hin, da Sie immer wieder private Einladungen von Freunden annehmen. Würden Sie sich wundern, wenn der Rücken weiterhin zwickt?
Mythos 4: „Die Inhalte sind nur textbasiert und langweilig.“
Das war vielleicht zu Beginn des E-Learning noch so, technisch sind der Entwicklung heutzutage jedoch keine Grenzen mehr gesetzt. Aus diesem Grund hat sich die Lehre schon frühzeitig mit dem Thema „Online-Didaktik“, und konkret mit dem Einsatz multimedialer Inhalte, beschäftigt. Da man gemerkt hat, dass neben der technischen Implementierung auch methodisches Wissen rund um das digitale Lernen vorhanden sein muss, ist ein ganz neuer Berufszweig entstanden. Geben Sie den Begriff „E-Learning-Autor“ in einem Jobportal ein – Sie werden überrascht sein, wie viele Unternehmen erkannt haben, dass man dafür speziell ausgebildete Mitarbeiter braucht. Ein Lernmodul, das von einem E-Learning-Autor erstellt wurde, wird Ihnen am Ende nicht nur die notwendigen Inhalte vermitteln, sondern auch Spaß bei der Durchführung bereiten.
Mythos 5: Es ist kein sozialer Austausch und nur begrenzt/indirekt Feedback möglich
Das kommt auf die Nutzung der jeweiligen Lernplattform an und unterscheidet sich zudem stark je nach Zielgruppe. Im universitären Umfeld gibt es in den einzelnen Studiengängen und Kursen Foren, in denen Studierende Fragen zum Unterrichtsmaterial oder zu Hausarbeiten stellen können. Die jeweils zugeordneten Trainer können direktes Feedback geben und auf Fragen reagieren. Lernplattformen im Allgemeinen bieten neben klassischen Kommunikationskanälen auch Kollaborationsmöglichkeiten. Häufig werden im beruflichen Umfeld jedoch einige dieser Funktionen abgeschaltet, damit sich Lernende auf das Wesentliche fokussieren können. Aber auch hier ist in der Regel ein fachlicher Ansprechpartner genannt, der im Zweifel kontaktiert werden kann.
Ein Tipp zum Abschluss: Schenken Sie E-Learning die gleiche Aufmerksamkeit, die Sie dem Seminarleiter in einer Präsenzveranstaltung schenken würden. Unabhängig vom Medium ist der Lernerfolg immer von der Selbstdisziplin des Lernenden abhängig.
Als Teamleiterin Redaktion & E-Learning bei der SoCura beschäftigt sich Nadja Flöter mit E-Learning und Lernplattformen. Während ihres Medientechnologie-Studiums an der TU Ilmenau führte sie im Rahmen einer Projektarbeit die erste Lernplattform für einen Kunden ein. Für ihre Diplom-Arbeit zum Thema "Adaptive Lernwege" forschte sie am Fraunhofer Institut in Karlsruhe.
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